Salon Mirabell: Vom Sein in Salzburg
Gespräche im Wintergarten
Am 31.Mai 2007 fand in der Seniorenresidenz Mirabell/Salzburg die Auftaktveranstaltung des „Salon Mirabell“ statt.
Die
Salonkultur gehört nach Ansicht der Initiatorin Elke Rieger zu den
faszinierendsten gesellschaftlichen Ereignissen der europäischen
Geschichte. Sie war von ihren Anfängen in der italienischen Renaissance
bis zu ihrem Ende im 20. Jahrhundert (fast 500 Jahre lang) ein kulturhistorisches
Phänomen, das Denker und Künstler dieser Zeitepoche magisch
anzog.
Inzwischen flammt das Salonfieber erneut auf, zeigt doch die Entstehung vieler unterschiedlicher Salons, dass gerade in unserer modernen Welt, die in weiten Teilen von anonymen Kommunikationsmitteln beherrscht wird, diese traditionelle Gesellschaftsform wieder hochaktuell ist. Im Salon ist es möglich, in einem überschaubaren Kreis, interessanten Menschen persönlich zu begegnen, Gedankenaustausch zu pflegen und mit Gleichgesinnten über aktuelle Themen der Gesellschaft, Wissenschaft und Kultur zu philosophieren.
Der 1. Salon unter dem Motto: „Älter werden – jung bleiben – geht das?“
Die Podiumsgäste, die Pionierin des Frauenbergsteigens Helma Schimke (Jahrgang 1926) und Kammerschauspielerin Julia Gschnitzer (Jahrgang 1931) stellten eindrucksvoll unter Beweis, dass jung bleiben nichts mit dem Alter zu tun hat. In humorvoller und sehr persönlicher Art und Weise stellten sie übereinstimmend fest:
Jung bleiben gelingt dann, wenn der Geist rege bleibt und man sich nicht von körperlichen Beeinträchtigungen die Lebensfreude nehmen lässt. Eng damit verbunden ist Offenbleiben für Neues, auf keinen Fall, worüber auch immer, jammern, sondern sich täglich auf’s Neue den Herausforderungen der heutigen Zeit stellen. Frau Schimke allerdings macht da eine Einschränkung. Sie möchte den ausschließlichen Glauben an die Technik mittels „Knöpfchen drücken“ alles zu erfahren, nicht gegen ihren gut geschulten Instinkt tauschen: „Wenn ich wissen will, wie die Temperatur draußen ist, strecke ich den Finger zum Fenster hinaus. Dazu brauche man kein Internet.“
Angesprochen auf die Vorteile des Alters befanden beide Damen spontan, dass es sehr befreiend sei, bei ihren Aktivitäten keinen Ehrgeiz mehr entwickeln zu müssen. Frau Gschnitzer: „Es ist ganz wunderbar sich nichts mehr beweisen zu müssen, man hat im Leben schon alles geleistet.“
Im Gegensatz zur Spaßgesellschaft von heute plädierten unsere Gäste für Disziplin auch in Alltagsdingen. Selbst wenn man eine Arbeit tut, die ungeliebt ist, entsteht Freude allein dadurch, dass sie dann erledigt ist, meint Frau Gschnitzer.
Beiden Damen ist die Liebe zur Freiheit und die Liebe zur Natur gemeinsam.
Auch heute gilt für Frau Schimke nach wie vor: „Am Berg kann
ich alle Sorgen hinter mir lassen, nur dort fühle ich mich ganz frei.“
Frau Gschnitzer wiederum lernt am liebsten ihre Rollen in der Natur, wo
sie sich frei bewegen kann.
Im Anschluss an das Gespräch luden Elke Rieger und die Salonieren (Andrea Hoflehner, Lieselotte Leikermoser, Sonja Strasser, Ulrike Träxler und Anneliese Donhauser, die auch den Abend moderiert hat), die Gäste - ganz im Sinne des Salongedankens – zu weiterem Gedankenaustausch und vertiefenden Gesprächen ein, was gerne angenommen wurde.
Anneliese Donhauser/Elke Rieger